Symphonie Nr. 9 in d-Moll
„From the last concert“: Claudio Abbado, Lucerne Festival Orchestra
DG 479 3441 CD Audiophil
Und noch ein „letztes“ Abbado-Konzert, Ende August 2013 in Luzern aufgezeichnet. Kaum drei Monate nach dem Berlin-Finale vereinte es den gezeichneten Dirigenten mit seinem Fan-Orchester. Gibt es Zufälle? Diese „Abschied-vom-Leben“-Symphonie stand auf dem Programm. Unvollendet blieb der dreisätzige Koloss, und Bruckner, der die Hoffnung aufgab, das Werk zu vollenden, schlug sein Te Deum als transzendentales Finale vor. Die Gottesnähe ist bei Bruckner-Symphonien oft bejaht und ebenso oft geleugnet worden; Eugen Jochum ging angeblich vor jedem Dirigat in die Kirche. Wer den Inbegriff von „Weihevoll“ sucht, muss zu Remy Ballot (auf Gramola) greifen, der auch diese Neunte in der Stiftskirche St.Florian (Bruckners Sarkophag befindet sich unter der Orgel) breit entfaltet. Abbado ist um 15 Minuten schneller, aber im Gegensatz zu Jansons, der die Musik vormahlerisch vorantreibt, findet Abbado eine wunderbare Ausgewogenheit zwischen dem feierlichen Misterioso, dem unerbittlichen Scherzo und dem wiederum feierlichen, aber bewegten Adagio mit seinen überirdischen Chromatik-Rückungen. Die Aufnahme überrascht durch ihre Klangtreue und Dynamik sowohl im Detail wie bei den Höhepunkten und ist nun bei diesem Werk meine neue Referenz. Danke, Maestro Abbado, für dieses Geschenk! Ludwig Flich